Donnerstag, 6. Mai 2010
Das A bis Z des Gartens
Anfangen, immer wieder von vorn, neues Spiel-neues Glück
Brot so man denn will, aber oft eher Zucchini, Karotten, Salat, oder Rhabarber, manchmal auch fast bis zum Bersten (des Magens und des Kühlschranks).
Chance in Zeiten wie diesen Geld zu sparen –bei den Lebensmitteln und beim Fitness-Abo und gesellschaftspolitisch dem neusten, sehr ökologischen Trend zu frönen: dem „lifestyle of health and sustainability“ (LOHAS).
Dantes Divina Commedia: Da umschlingt und würgt das Efeu den alten Zwetschgenbaum, es saugen die Blattlaus-Armeen dem Fingerhut den letzten Saft aus, dort röstet der Sternrusstau die zarten grünen Rosenblätter, da zerren zwei streitende Amseln einen zappelnden Regenwurm entzwei, es vergilbt der Rasen langsam im Schatten des mächtigen Hasels, der seine Zweige nach Licht gierend auf alle Seiten austreckt, dort erstickt das wuchernde fette Moos gnadenlos die frischen Grashalme und wer der Versuchung der Belladonna verfällt, wird von schrecklichen Krämpfen und Halluzinationen geplagt und sich das Gras bald von unten ansehen. Doch wenn sich der geduldige Büsser im Purgatorio seines Gartens ausreichend abgemüht hat, wird er alsbald mit seinem persönlichen irdischen Paradies belohnt.
Edens Vorort –wo frau Eva wird und versucht, dem steinigen Boden unter Einsatz aller Körperkräfte Frucht und Blüte abzutrotzen.
Fest der Sinne –Das Blumenbeet ein kinderparty-buntes Kaleidoskop Gottes, Rosen und Engelstrompeten, die zum Rausch der Düfte blasen, ein zum Festschmaus lockender Küchengarten und Amseln, die durchs Regenrauschen das Wurmjagd-Halali rufen, derweil der Gärtner selig in der weichen Wiese liegt und sich seine Mückenstiche kratzt.
Gummistiefelpflichtig! Und seit bekannt ist, dass auch die Queen und Kate Moss Hunter-Wellies tragen, kann frau damit umso stolzer durch den Garten stapfen.
Hass: Nie gekannter, schäumender, unterirdischer Hass auf Dickmaulrüssler, Blattläuse, Engerlinge, Nacktschnecken, Spinnmilben, Spätfrost und andere Spielverderber.
Igelzone: Wenns nachts unvermutet schnüffelt, faucht und röchelt, als würde ein asthmatischer Greis im Gebüsch liegen, ist es wohl einer der gern gesehenen stachligen Gäste, derentlieben man auf Schneckenkörner verzichten sollte.
Joch, eines das man bereitwillig trägt. Im Garten mutiert man zum Arbeitstier, lässt Blut, Schweiss und Tränen in die Erde tropfen, plagt sich mit Hexenschuss, Muskelkater, Schwielen und lässt sich von Brombeerranken zerkratzen. Doch wer Ende des Tages seine dreckstarren Hosen und Hände betrachtet, und aussieht, als wär er in einen Nahkampf mit einer tollwütigen Mieze verwickelt gewesen, weiss, dass er was getan hat.
„Keeping up with the Joneses“ –der Blick über den Gartenhag ist unvermeidlich. Locker bleiben oder Mauer bauen. Bestenfalls freundschaftlich Tipps und Tricks, Samen und Stecklinge austauschen.
Latein. In erster Linie. Von Alchemilla mollis bis Zamia pumila kämpft man sich durch das einst von Linné gepflanzte Dickicht. Einprägen lohnt sich, um unter Gärtnern etwas Eindruck zu machen… Ausserdem unerlässlich, wenn man im Ausland Samen, Knollen und Zwiebeln bestellt.
Malers Inspiration: nicht nur Monet, auch Meier und Müller können im Garten in Farbenmeer und Lichterglanz eintauchen.
Narrenfreiheit: Mein Garten gehört mir. Hier darf man alles: Nabelschau betreiben, Nadeln im Heuhaufen suchen, Nespresso trinken, Nagetiere weiden lassen, Natur ihren Lauf lassen, Nasenbohren, Nacktwandern, Narzissen pflanzen oder einfach Nichts tun.
Opium fürs Volk: Wer einen Garten hat, ist beschäftigt. Und zufrieden.
Parkplatz für das Auto, den Liegestuhl, den Grill, Brennholz, die Satellitenschüssel, den ausrangierten Geschirrspüler und den gehbehinderten Opa.
Queckenpest: Von der Sand-Quecke, Dünen-Quecke, Strand-Quecke, Hunds-Quecke, Binsen-Quecke, Graugrüne Quecke, Stumpfblütige Quecke, Kriech-Quecke , Lockerblütige Bastard-Quecke, Bastard-Kriech-Quecke, Bastard-Binsen-Quecke, bis zur Kammquecke –Quecke wächst garantiert in deinem Garten. Ob du willst oder nicht. Sie war vor dir da und wird auch nach dir noch weiterwuchern.
Rückzugsort für geschundene Seelen und Helden des Alltags.
Spinozas pantheistische Vorstellung des Olymps, dem Ort, wo Gott in seiner Mannigfaltigkeit wohnt: Im Ameisenhaufen, im Vogelnest, im Maulwurfshügel, im faulen Apfel und in der Regentonne. Also bitte etwas Respekt bewahren!
Tonne der Danaiden, mit welcher der Garten-Sisyphus bestraft wird: ein Traum, der stets kurz vor der Vollendung steht. Oder Tonne, in welcher der gemeine Garten-Diogenes die Sonne geniessen und über das Leben sinnieren kann.
Ursprung allen Lebens, dem christlichen zumindest, alles andere stammt bekanntlich aus der Ursuppe .
Vereinsträchtig: wer will findet ein breites Angebot an Gleichgesinnten: vom Schrebergartenverein bis zur Royal Horticultar Society, von der Guerilla Gardening Community bis zum Verband Naturgarten. Selbstverständlich spriesst der moderne Garten auch online.
Wunderland: Wie aus einem winzigen Samenkorn eine Blume wird, ist für den, der genügend Geduld aufbringt, immer wieder ein Wunder. Wunderbar aber auch, wie bestimmte Pflanzen auf den kundigen Gärtner wirken: berauschend, beflügelnd, betörend, betäubend.
XS oder XXL, x-beliebig: ob Fenstersims oder Schlosspark, Garten ist überall möglich.
Yin und Yang, in dem Yoga, Yggdrasil der Weltenbaum, Yuppies, Yetis, Yaks, Yuccapalmen, Yams und Yorkshireterrier einen Platz finden, so man denn will.
Zen praktizieren: Sich auf die Tätigkeiten konzentrieren, darin aufgehen und so wahre Erleuchtung beim Rechen, Jäten oder Mähen erfahren. Praktisch: durch Arbeit zur Spiritualität! Schachtelweise Unkrautvertilger und Schneckenkörner verteilen oder Nachbars Bäume vergiften, weil sie das eigene Blumenbeet beschatten, passt natürlich nicht zu dieser Haltung. Also immer schön zen bleiben.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Grossartig - schade hat das Alphabet nicht mehr Buchstaben oder ist die Gartenzauberin nicht Chinesin; deren Alphabet umfasst, wie man hört, über tausend Zeichen!
AntwortenLöschen