Mittwoch, 24. März 2010
Heidi-Mail
Liebe Mädels
Na gebt`s zu. Gebt zu, was ihr derzeit am Donnerstagabend macht! Na?
Klar, "GNTM" gucken. Für Nichteingeweihte: Germany`s Next Topmodel.
Was "GNTM" betrifft, gibts drei Fronten: Diejenigen, die es lieben. Diejenigen, die es hassen. Diejenigen, dies ganz gern gucken, aber weder so richtig dazustehen, noch wirklich erklären können, warum sie diese oberflächliche, hedonistische, auf einem Privatsender ausgestrahlte Show eigentlich gucken.
Nun, ich gehöre zu den letzteren.
Um allen Fronte gerecht zu werden folgen 10 Gründe für und 10 Gründe gegen das Schauen von "GNTM".
Dafür spricht:
1. Du bist nicht allein. Es gibt noch mehr von uns. Es gibt noch mehr Frauen mit grossen Füssen.
2. Ob Greys Anatomy, Verliebt in Berlin, In Treatment, oder Formel 1: Jeder braucht doch eine Leiche im TV-Keller.( Aber: Super-Übel wie "Biggest Looser" oder "Big Brother" gelten als Massengrab!)
3. Heidi-Bashing ist gerade in. Warum nicht einfach mal gegen den Strom schwimmen und Heidi Klum gut finden? Immerhin muss sie nicht mit peinlichen Affären, Drogenexzessen, Schlägereien und merkwürdigen Männern auf sich aufmerksam machen (das mit Flavio Briatore haben wir ihr längst verziehen.)
4. Wie Eckhard von Hirschhausen so schön sagt: Was mit einem Model in der Maske gemacht wird würde jeden Gebrauchtwagenhändler in den Knast wandern lassen. Sprich: Schminke, Hairstyling und entsprechende Kleider machen viiiel aus. Nicht zu vergessen: die Nachbearbeitung. Irgendwie tröstlich.
5. Wirklich interessant für uns Mode-Interessierte: der Einblick in den Back-Stage-Bereich.
6. "GNTM" liefert Stoff für Small Talk unter Frauen
Und für alle die a) gern selber Models geworden wären, b) Models beneiden oder c) einfach bloss etwas schadenfreudig sind:
7. Neid wird zu Mitleid I: Beine bis in den Himmel sind auch nicht alles, wenn sie mit dem IQ einer Topfpflanze kombiniert sind.
8. Neid wird zu Mitleid II: unter 20 zu sein, ist nicht leicht. Hach, diese Proobleeme! Ganz zu schweigen von Heimweh, Pickel und Liebeskummer! Pubertät ist wahrhaft das menschliche Mittelalter (das nur diejenigen romantisieren, die es selbst nicht bewusst (sprich: zugedröhnt) erlebt haben, oder einfach ein ganz schlechtes Gedächtnis haben.)
9. Neid wird zu Mitleid III: Das Modelbusiness wird gezeigt wie es ist: Hart, schnelllebig und oberflächlich.
10. Neid wird zu Mitleid IV: Model sein macht keinen Spass. Du bist die Gummipuppe, die Leinwand, der Tonklumpen. Klar hängt dann dein Foto am Times Square, aber du hattest, ehrlich gesagt, nicht viel damit zu tun. Kann es wirklich der "Traum" einer jungen Frau sein, ihre Energie und Freizeit mit dem Einstudieren verschiedener "Posen" und dem möglichst anmutigen Stelzen auf hohen Hacken zu verschwenden? Sind wir Normalos nicht unendlich froh um unsere kurzen Beine (dicken Hintern, krummen Nasen -zutreffendes einsetzen), die zwar eine Modelkarriere verunmöglichten, aber uns die Freiheit schenkten, uns mit den viel interessanteren Dingen im Leben zu beschäftigen (wie: das Sozialverhalten der nepalesischen Meerkatzen zu erforschen, als Ärztin im Kongo gegen Aids kämpfen, Politikerin zu werden, ein Buch zu schreiben, neue Rosen züchten -zutreffendes einsetzen)?
Und warum sollte man GNTM nicht gucken?
1. weil das Fremdschämen so weh tut
2. weil die Werbeunterbrechungen nerven
3. weil GNTM eine saublöde Abkürzung ist (wie auch DSDS oder SVP)
4. weil so offensichtlich ist, wer von der Sendung wirklich profitiert und dass die Aus- und Abwahl der Kandidatinnen nicht mit deren Aussehen oder Talent, sondern mit ihrem Markt- und Zuschauerpotential zu tun hat. Widerspenstige Persönlichkeiten werden extra länger dabeibehalten, weil sie für Zündstoff unter den Mädchen und den Zuschauerinnen sorgen, sowie Futter für die Klatschhefte liefern, welche wiederum garantieren, dass die Sendung im Gespräch bleibt. (Wie lässt sich sonst erklären, dass Mädels wie Fiona, Gina-Lisa oder Giselle so lange dabei sein konnten? Und sagt jetzt nicht, ihr könnt euch nicht mehr an sie erinnern!)
5. weil man in diesen zwei Stunden, die man pro Woche vor dem TV verbringt, so viel Klügeres anstellen könnte
6. weil das ganze empfundene Mitleid mit den armen Mädels, die sich heulend in den dünnen Steckenärmchen liegen, nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass man sich gerade etwas reinzieht, das eigentlich nur den inneren Voyeur befriedigt, der heimlich schaurig gern zuschaut, wenn andere sich lächerlich machen.
7. Weil die Gastjuroren immer übler werden. Peyman war zumindest noch charakterstark und Bruce exzentrisch und schrecklich liebenswert, aber Q und Wie-heisst-er-gleich sind doch nur noch Statisten.
8. Weil beim Betrachten der schlanken Schenkel und flachen Bäuche -Gründe 1.6 -1.9. hin oder her- die Schokolade nicht ganz so gut schmeckt wie sonst.
9. Weil man nie wirklich weiss, was jetzt echt ist und was gestellt, im Zweifelsfall aber letzteres annehmen muss.
10. Weil trotz aller gegenteiligen Bezeugungen der Juroren die Persönlichkeit der Mädchen nicht zählt. Nur ein stummes Model ist ein gutes Model. Wehe, es wagt es einmal eine, sich zu wehren oder zu widersprechen! Siegerin ist, wer sich am willenlosesten formen lässt. Eigene Ideen sind nicht gefragt. Ob mit Schlangen, Spinnen oder ekligen Essensresten dekoriert, ob in Eiseskälte oder sengender Hitze, hauptsache der Gesichtsausdruck stimmt.
Die Sendung sollte mit einer Warnung und einer Altersbegrenzung daherkommen, denn Frauenfeindlicheres kann man heranwachsenden Mädchen kaum vermitteln.
Und dennoch werden wir auch nächsten Donnerstag wieder vor der Glotze hängen, einfach weil es Spass macht, mit der eigenen Lieblings-Kandidatin mitzufiebern und zu beobachten, wem es gelingt, möglichst lang (und würdevoll) durch die Sendung zu staksen.
Das war eben Grund Nummer 11 für das Schauen von GNTM. Und 12: Es dauert ja nur 17 mal. Die restlichen 35 Donnerstagabende kann man dann immer noch mit Sinnvollerem verbringen.
Na, welches ist deine Favoritin?
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