Samstag, 27. März 2010

Giardina



Was macht die wintermüde Gärtnerin, die den Lenz schon so sehnsüchtig erwartet, dass sie sich am liebsten in die Wiese legen würde, um das Gras persönlich aus dem Boden zuziehen? Sie geht an die Giardina -die Zürcher Garten Messe. In erster Linie ist diese zwar für all diejenigen, die nicht selber gärtnern, sondern über das nötige Kleingeld und den Stumpfsinn verfügen, gärtnern zu lassen. Dennoch, an Anregungen und Ideen auch für den kleinen Gärtner fehlte es nicht.

Ein Meer von silbernen Häuptern erwartete mich vor dem Eingang. Ich hatte ja auch unbedingt an einem Wochentag gehen wollen und dementsprechend gross waren die Heerscharen von Rentnern, die sich an der Giardina eingefunden hatten. Ärgerlich auch das Anstehkonzept, oder vielmehr der Mangel eines solchen.



Endlich in den heiligen Hallen genoss ich das frische Grün, das überall üppig spross, dank Voranzucht im Treibhaus. Besonders schön zu durchschlendern war das Untergeschoss, wo die Showgärten eingerichtet waren. Etwa das Projekt "Aufbruch" vom Zürcher Gärtnermeister Verband, für meinen Geschmack etwas zuviel Beton, aber komplett mit zwei sechs Meter hohen Wasserfällen und farblich abgestimmter, frühlingshafter Bepflanzung:





Ich liiiebte die märchenhaften Gartenhäuschen und Lauben in allen Grössen von Peter Wenger, die leider an der Ausstellung schwierig zu fotografieren waren:



Wunderbar auch manche Blumenarrangements der Floristen. (Die Ikebana-Sache hingegen haben mich nicht so überzeugt: Magersüchtige Blumensträusse in geschmacklich teilweise höchst fragwürdigen Gefässen. Aussen mag ichs schlicht, in der Vase üppig.)



Peoplewatching war nicht so rasend spannend, mal abgesehen von den Verkäufern:
Die Whirlpool-Männer: beginnende Glatze, Wurstfinger und Hawaii-Hemd.
Die Rasenmäher-Männer: Faserpelzjacke, Karohemd und Schnauz.
Die Gartenmöbel-Männer (italienisches Design): Gel-Haar, Massanzug, weisses Hemd. Die Gartenmöbel-Männer (billig): Vokuhila-Schnitt, scheussliche Krawatte und Jeans.
Die jungen Designer: Dreitage-Bart, schwarzes Hemd und Hornbrille.

Lustig zu beobachten war aber, wie es alle Besucher an Orte zog, die geschickt verborgen wurden, durch Steinmauern, über Bogenbrücken, flache Steine im Wasser, verschlungene Pfade, die durch Glyzinien überwachsene Gänge führten, oder einfache Stellwände. Dafür stand man auch geduldig Schlange und erlebte ein EXPO-Flashback. Neugierig machen -ein Werbekonzept, das aufgeht, nicht nur bei Kindern!

Was sich in der "Gartenszene" seit längerem deutlich abzeichnete, hat nun auch die Giardina erreicht: die vertikalen Gärten. Originell als architektonisches Element, in der Realität aber äusserst teuer, pflegeaufwendig und nicht sehr ökologisch. Sieht sofort elend aus, wenn nur schon zwei, drei Pflanzen absterben. Meiner Meinung nach eher für urbane, frost- und winterfreie Klimazonen geeignet.

Was mir nicht gefiel:

Die vielen, vielen, VIELEN Möchtegern-Feuer. Aaargh. Pfui.
Der Eintrittspreis: gesalzene 33 Franken, um dann einfallslos arrangierte Gartenmöbel von Fly und Hunn zu betrachten?
All der zweckbefreite Gerümpel, den man sich unter der Bezeichnung "Skulpturen" in den Garten stellen soll: Rostige Sachen. Metallene Sachen. Steinerne Sachen. Sachen aus Plastik. Schauder.
Dass mein kleiner Fotoknippser schon nach wenigen Minuten seinen Lebensgeist aushauchte und ich daher nicht mehr Fotos machen konnte.

Was mir sehr gefiel:



Nun kann der Frühling kommen.

PS: Und natürlich konnte ich nicht widerstehen, mir ein kleines Souvenir zu kaufen: Päonien-Knollen (Pfingstrosen), in weiss und rosa. Ich kann es kaum erwarten, sie in Blüte zu sehen...



PPS: Die nächste Giardina findet vom 16. bis 22. März 2011 statt.
Mein Tipp: Vergünstigtes Abendticket kaufen und nur das Kellergeschoss anschauen.

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