Freitag, 23. April 2010

Bibliophil



Heute ist ...Trommelwirbel... Welttag des Buches!

Nun gut, kein Grund zur Wahnsinnsbegeisterung. Schliesslich ist so ziemlich jeder der 365 Tage im Jahr irgendeinem Thema gewidmet: Tag der Frau, Tag des Wassers, gestern war, glaube ich, Tag der Erde. Bestimmt gibt es auch einen Tag des Gugelhopfs, des Eichhörnchens und einen Tag der Gürtelrose.
Nur, wozu eigentlich? Meine kurzen Nachforschungen ergaben: sie möchten die öffentliche Aufmerksamkeit für ein bestimmtes Thema erwecken.

Nun ist das ja gar nicht so einfach. Kaum schlägt der Mensch morgens die Augen auf, rufen, brüllen, schreien schon tausend Dinge nach seiner Aufmerksamkeit: die dreckige Wäsche, UV-Strahlen, vor denen die Haut geschützt werden muss, der Liebste, der seine Socken nicht findet, die reisserische Blick-Schlagzeile, von Kindern ganz zu schweigen. Kein Wunder leiden wir an einer kollektiven Aufmerksamkeitsstörung oder wie sonst kommt es, dass man jeweils kaum was von diesen speziellen Tagen mitkriegt? Oder hättet ihr gewusst dass wir gerade eben den "Internationalen Tag zur Aufklärung über die Minengefahr und zur Unterstützung bei Antiminenprogrammen" gefeiert haben? Ja, das war am 2. April! Oder der "Welttag der Meteorologie", am 23. März?

Ich glaube es bräuchte einen "Tag des Tages". Einfach, um mal aufmerksam zu machen, dass es Tage gibt, die auf etwas aufmerksam machen wollen!
Man könnte auch einen neuen Kult um die Welttage aufziehen. "Aha, du bist also am Tag des Brotes geboren. Kein Wunder bist du immer so hungrig!" Oder: "Sorry, ich kann schlecht teilen. Du musst nämlich wissen, ich wurde am Tag des Goldhamsters geboren und neige daher dazu, unnütze Dinge anzuhäufen."
Partnerschaftsberatungen: "Am Internationalen Tag der Prostata Geborene passen besonders gut zu solchen, die am Tag des Spitals oder am Tag des Urologen geboren wurden."
Selbsthilfegruppen: "Hallo, ich bin der Andi. -Hallo Andi! -Also ich.. ich wurd.. am.. an einem Tag geboren, der keinen Nutzen hat. Drum fühl ich mich jetzt immer so leer und überflüssig. Bin wegen Urkundenfälschung vorbestraft, da ich meine Geburtsanzeige manipuliert hab. Ich mein, sorry, hätten se meine Mutter nicht an den Tropf gehängt, wär ich nur eine halbe Stunde später geboren, am internationalen Tag des Blindenhundes, ich mein, mein Leben wäre echt von Grund auf anders!"
Psychotherapien: "Frau Liebknecht, Sie leiden an einer bipolaren Persönlichkeitsstörung, die vermutlich am Tag ihrer Geburt ausgelöst wurde, da sie am Welttag des Wassers und des Indischen Tages des heimischen Herdfeuers geboren wurden."

Noch besser fände ich es, wenn sich jeder seinen eigenen Kalender der speziellen Tage machen würde: "Na wie gehts?" "Bin total auf dem Hund. Weisst du heut ist mein Tag des knackigen Hinterns und daher war ich 8 Stunden auf dem Stepper..." "Mir gehts auch nicht viel besser. Hab Tag der sauberen Wohnung." "Och kenn ich, den mach ich immer im Frühling.." "Was macht Karla so?" "Schon den ganzen Tag in der Hängematte." "Ah hat sie Tag des süssen Nichtstuns?" "Nein." "Tag des Schlafens im Freien?" "Nein!" "Was denn?" "Na, Tag des Nützens von Gegenständen, die man im Keller hortet und nie braucht, aber trotzdem nicht weggeben will!"

So genug kalauert.
Heute also Tag des Buches, also ein Tag mit dem ich mich enorm gut identifizieren kann, im Gegensatz etwa zum "Tag des Fernsehens" oder dem "Tag des Drogenmissbrauchs und unerlaubten Suchtstoffverkehrs", der angeblich jeweils am 26. Juni stattfinden soll. Nicht dass ich scharf auf Drogenmissbrauch und unerlaubten Suchtstoffverkehr wäre (auf wessen Mist ist diese absolut irre Bezeichnung gewachsen?), sinnvoller wäre doch vielmehr ein "Internationaler Tag der Drogenliberalisierung". Meiner Meinung nach.

Also, nochmal. "Tag des Buches"!

Zehn Gründe, warum man viel mehr und viel öfter lesen sollte:

1. Lesen erweitert den Horizont.
2. Lesen vergrössert den Wortschatz. Darum auch in Fremdsprachen lesen!
3. Ein Buch ist wie ein Garten in der Hosentasche. (Arabisches Sprichwort)
4. Lesen macht Spass.
5. Lesend lässt es sich in jede Welt und jede Zeit eintauchen, die der Mensch je erträumt hat, ohne den Raum zu verlassen.
6. Lesen regt Fantasie und Vorstellungskraft an.
7. Während des Lesens kann man Schokolade essen.
8. Wer liest, ist still.
9. Lesen kann man (fast) immer und überall.
10. Lesen ist träumen mit offenen Augen.

Fällt euch noch was ein?
Für mich ist Bettzeit. Mit einem Buch, natürlich.

PS. Ach ja und die Debatte ums E-Book führen wir dann ein anderes Mal...

1 Kommentar:

  1. Heute mein Tag des Wohlfühlens inkl. Seele baumeln lassen ;)
    Sehr zu empfehlen!
    Liebe Grüße

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