Dienstag, 15. März 2011

Skandal!



In der Schweiz stehen Wahlen an. Und es scheint als seien Politiker und Parteien nur darauf aus, von den derzeitigen weltpolitischen Vorgängen zu profitieren. Und je länger je mehr wird Angst-Politik gemacht. Während die Rechten dank den Unruhen in Nordafrika mal wieder die Furcht vor Flüchtlingen schüren konnte, kontern die Linken nun mit Panik vor atomaren Katastrophen.

Ich mag auch keine Atomkraftwerke. So toll es ist, Energie zu erzeugen, ohne CO2 freizusetzen, es bleibt das Problem der Entsorgung. Und solange kein politischer und wirtschaftlicher Druck da ist, wird auch nicht gross weiter in die Forschung und Entwicklung von besseren und sichereren Methoden investiert. Die Schweizer wollen keinen Atommüll? Bringen wir ihn halt nach Russland! Oder noch besser: wir importieren unseren Atomstrom gleich aus dem Ausland, dann können die sich um die Emissionen und den doofen Abfall kümmern!

Ich wünsche mir noch so sehr, dass wir unseren Strom nur aus Wind, Wasser und Sonne machen könnten. Aber das wird nie funktionieren, wenn wir nicht endlich endlich unseren Stromverbrauch senken. Denn wir wollen zwar keine Atomkraftwerke und Endlager, zumindest nicht in unserer unmittelbaren Nähe, aber wir wollen uns auch nicht einschränken müssen. Wir wollen i-Pads und i-Phones und Flatscreens und DVD-Spieler und Drucker und Computer und Laptops und Autos. Wir wollen Kleider und Schuhe und Schmuck und Kosmetika. Wir wollen Fleisch und Fisch. Wir wollen Früchte und Gemüse, auch im Winter. Wir wollen es neu und in der besten Qualität und bitte schön auch noch billig. Wir wollen alles und wir wollen es sofort.
Dabei geht immer vergessen, wieviel Energie das kostet: für die Herstellung, den Transport, den Vertrieb, für den Unterhalt, für die Entsorgung, für die Vernichtung.

Es reicht nicht, nur gegen Atomstrom zu sein.
Es ist schlicht zu einfach. Natürlich ist politischer Druck wichtig, sehr sogar, aber solange die Nachfrage da ist, werden die Zuständigen wahrheitsgetreu sagen, dass es nicht möglich ist, auf Atomstrom zu verzichten. Gerade wenn dann auch noch jedesmal ein Aufstand gemacht wird, wenn irgendwo ein Windrad hinsoll (Das ist ja so laut! Das ist ja so hässlich!), oder ein Bergtal für einen Staudamm geflutet werden soll(Die Flora! Die Fauna! Die Landschaft!)
Jeder soll erst mal selber schauen, wo er selbst im Alltag Energie sparen kann. und zwar nicht nur heute und morgen. Sondern auch noch in sechs Monaten, einem Jahr, für den Rest des Lebens. Lebensumstellung statt Crashdiät.

Denn unsere Aufmerksamkeit ist so was von beschränkt. Gerade noch empörte man sich über den Dioxinskandal. Dann starrten alle entgeistert auf Tunesien. Dann Ägypten. Dann Lybien. Und obwohl in Lybien gerade Furchtbares geschieht und sich dasselbe in Jemen und Bahrain abzeichnet, sind die Medien schon wieder gelangweilt. Gut dass jetzt mal in Japan was los ist. Das gibt wieder Stoff für.. ja zwei, drei Wochen? Wenns hoch kommt. Oder kann sich noch jemand an Haiti erinnern? Pakistan? Anyone?
Dann wird wieder was passieren. Woanders. Und Empörung und Aufregung werden sich legen und man wird bald wieder weitermachen wie bisher. Warum sonst haben wir 25 Jahre nach Tschernobyl noch immer Atomkraftwerke, bzw. beziehen wir noch immer Atomstrom aus dem Ausland?

Also: Maul auf (geht wählen!!) und Stecker raus.

PS: Mein Blog beabsichtigt, von den kleinen, schönen Dingen des Lebens zu berichten, allenfalls mal über die unbedeutenden Widrigkeiten unseres grösstenteils eher verwöhnten Alltags. Weder Chanel und Privat-Jet, noch Kernschmelze und Bürgerkrieg. Sondern eben die Normalität dazwischen. Das brauchts auch, finde ich.

Dennoch. Zwischendurch fühle ich mich gezwungen, gewisse Dinge zu kommentieren (Berufskrankheit). Ich mache das hier ohne Anspruch auf Vollständigkeit oder (politische) Korrektheit, nicht als Journalistin, sondern als Bürgerin.
Aus dem Bauch heraus. Als persönliche Meinung. Als eine Stimme unter vielen.

3 Kommentare:

  1. Hi! Bin durch Zufall hier gelandet und stimme dir voll und ganz zu. Mir scheint, die Leute weigern sich oft in größeren Maßstäben zu denken. "Atomkraft- nein Danke" - ja eh, aber die Alternativen, die Alternativen!

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