Mittwoch, 31. März 2010

Und es tut sich doch was...


Hurra die Tulpen kommen!



Auch das "Tränende Herz" hat den harten Winter überstanden...



..und die weissen Päonien!

Dienstag, 30. März 2010

Lieber Lenz!



Der liebe Lenz ist auch dieses Jahr wieder so zuverlässig wie die italienische Eisenbahn. Ich wünsche mir einen Zen-Garten, in dem ich so richtig geduldig und in mir ruhend Kies rechen würde, total relaxed und easy. Lieber Lenz, kommst du kommst du nicht, ist mir sowas von schnuppe. Tja und dann, hast dus nicht gesehen, würden die Kirschbäume losblühen und die Vögel singen und die Hecken ausschlagen und alle wären verliebt.
Leider hab ich keinen Zen-Garten, also muss ich in meiner Dreizimmerhöhle an der Fensterscheibe kleben und Däumchen drehen, während meine Laune in den Keller sinkt.

Lenz du unzuverlässiger Windbeutel, hockst bestimmt mal wieder im Süden und machst einen auf Dolce Vita! Und uns im Norden lässt du in Kälte und Regen versauern! Du bist mir ein schöner Schlingel. Dein Kumpel, der Winter, der kommt immer pünktlich, manchmal ist er sogar zu früh. Solltest dir mal ein Beispiel an ihm nehmen! Aber typisch Frühling. Willst die Spannung wieder mal bis ins Unerträgliche steigern! Wirfst uns schon mal ein paar Köder hin, ein paar Sonnenstrahlen hier, ein paar Primeln da und wenn sich dann alle so richtig dolle freuen rufst du: Ätsch! Kippst uns nen Kübel kaltes Wasser über die Köpfe und ein kühles Windchen oben drauf. Vielleicht sogar noch ein paar Hagelkörner, wenn du grad so richtig übermütig bist. Jetzt mal ehrlich. Das Versteckspiel war lustig, hahaha, aber jetzt ist der Spass vorbei. Komm jetzt bitte endlich. Wir vermissen dich.

Und in der Zwischenzeit empfiehlt sich: Hyazinthenduft, eine Tasse Sonnentor Kräutertee "Frühlingskuss" und dazu das fantastische Buch von Alys Fowler: "Alys im Gartenland" (Kosmos Verlag). Britin Alys, die auch schon bei der BBC-Show "Gardeners World" mitgemacht und mitten in Brooklyn gegärtnert hat, zeigt in diesem Buch, wie man Grünzeug auch mit kleinstem Budget und umweltgerecht zum Blühen bringt. Ok, ihre Wurmkiste ist bestimmt nicht jedermanns Sache, aber die Tipps rund um die Vermehrung von Pflanzen, das Kompostieren oder das biologische Düngen sind Gold wert.

Samstag, 27. März 2010

Giardina



Was macht die wintermüde Gärtnerin, die den Lenz schon so sehnsüchtig erwartet, dass sie sich am liebsten in die Wiese legen würde, um das Gras persönlich aus dem Boden zuziehen? Sie geht an die Giardina -die Zürcher Garten Messe. In erster Linie ist diese zwar für all diejenigen, die nicht selber gärtnern, sondern über das nötige Kleingeld und den Stumpfsinn verfügen, gärtnern zu lassen. Dennoch, an Anregungen und Ideen auch für den kleinen Gärtner fehlte es nicht.

Ein Meer von silbernen Häuptern erwartete mich vor dem Eingang. Ich hatte ja auch unbedingt an einem Wochentag gehen wollen und dementsprechend gross waren die Heerscharen von Rentnern, die sich an der Giardina eingefunden hatten. Ärgerlich auch das Anstehkonzept, oder vielmehr der Mangel eines solchen.



Endlich in den heiligen Hallen genoss ich das frische Grün, das überall üppig spross, dank Voranzucht im Treibhaus. Besonders schön zu durchschlendern war das Untergeschoss, wo die Showgärten eingerichtet waren. Etwa das Projekt "Aufbruch" vom Zürcher Gärtnermeister Verband, für meinen Geschmack etwas zuviel Beton, aber komplett mit zwei sechs Meter hohen Wasserfällen und farblich abgestimmter, frühlingshafter Bepflanzung:





Ich liiiebte die märchenhaften Gartenhäuschen und Lauben in allen Grössen von Peter Wenger, die leider an der Ausstellung schwierig zu fotografieren waren:



Wunderbar auch manche Blumenarrangements der Floristen. (Die Ikebana-Sache hingegen haben mich nicht so überzeugt: Magersüchtige Blumensträusse in geschmacklich teilweise höchst fragwürdigen Gefässen. Aussen mag ichs schlicht, in der Vase üppig.)



Peoplewatching war nicht so rasend spannend, mal abgesehen von den Verkäufern:
Die Whirlpool-Männer: beginnende Glatze, Wurstfinger und Hawaii-Hemd.
Die Rasenmäher-Männer: Faserpelzjacke, Karohemd und Schnauz.
Die Gartenmöbel-Männer (italienisches Design): Gel-Haar, Massanzug, weisses Hemd. Die Gartenmöbel-Männer (billig): Vokuhila-Schnitt, scheussliche Krawatte und Jeans.
Die jungen Designer: Dreitage-Bart, schwarzes Hemd und Hornbrille.

Lustig zu beobachten war aber, wie es alle Besucher an Orte zog, die geschickt verborgen wurden, durch Steinmauern, über Bogenbrücken, flache Steine im Wasser, verschlungene Pfade, die durch Glyzinien überwachsene Gänge führten, oder einfache Stellwände. Dafür stand man auch geduldig Schlange und erlebte ein EXPO-Flashback. Neugierig machen -ein Werbekonzept, das aufgeht, nicht nur bei Kindern!

Was sich in der "Gartenszene" seit längerem deutlich abzeichnete, hat nun auch die Giardina erreicht: die vertikalen Gärten. Originell als architektonisches Element, in der Realität aber äusserst teuer, pflegeaufwendig und nicht sehr ökologisch. Sieht sofort elend aus, wenn nur schon zwei, drei Pflanzen absterben. Meiner Meinung nach eher für urbane, frost- und winterfreie Klimazonen geeignet.

Was mir nicht gefiel:

Die vielen, vielen, VIELEN Möchtegern-Feuer. Aaargh. Pfui.
Der Eintrittspreis: gesalzene 33 Franken, um dann einfallslos arrangierte Gartenmöbel von Fly und Hunn zu betrachten?
All der zweckbefreite Gerümpel, den man sich unter der Bezeichnung "Skulpturen" in den Garten stellen soll: Rostige Sachen. Metallene Sachen. Steinerne Sachen. Sachen aus Plastik. Schauder.
Dass mein kleiner Fotoknippser schon nach wenigen Minuten seinen Lebensgeist aushauchte und ich daher nicht mehr Fotos machen konnte.

Was mir sehr gefiel:



Nun kann der Frühling kommen.

PS: Und natürlich konnte ich nicht widerstehen, mir ein kleines Souvenir zu kaufen: Päonien-Knollen (Pfingstrosen), in weiss und rosa. Ich kann es kaum erwarten, sie in Blüte zu sehen...



PPS: Die nächste Giardina findet vom 16. bis 22. März 2011 statt.
Mein Tipp: Vergünstigtes Abendticket kaufen und nur das Kellergeschoss anschauen.

Mittwoch, 24. März 2010

Heidi-Mail



Liebe Mädels
Na gebt`s zu. Gebt zu, was ihr derzeit am Donnerstagabend macht! Na?
Klar, "GNTM" gucken. Für Nichteingeweihte: Germany`s Next Topmodel.
Was "GNTM" betrifft, gibts drei Fronten: Diejenigen, die es lieben. Diejenigen, die es hassen. Diejenigen, dies ganz gern gucken, aber weder so richtig dazustehen, noch wirklich erklären können, warum sie diese oberflächliche, hedonistische, auf einem Privatsender ausgestrahlte Show eigentlich gucken.
Nun, ich gehöre zu den letzteren.
Um allen Fronte gerecht zu werden folgen 10 Gründe für und 10 Gründe gegen das Schauen von "GNTM".

Dafür spricht:
1. Du bist nicht allein. Es gibt noch mehr von uns. Es gibt noch mehr Frauen mit grossen Füssen.
2. Ob Greys Anatomy, Verliebt in Berlin, In Treatment, oder Formel 1: Jeder braucht doch eine Leiche im TV-Keller.( Aber: Super-Übel wie "Biggest Looser" oder "Big Brother" gelten als Massengrab!)
3. Heidi-Bashing ist gerade in. Warum nicht einfach mal gegen den Strom schwimmen und Heidi Klum gut finden? Immerhin muss sie nicht mit peinlichen Affären, Drogenexzessen, Schlägereien und merkwürdigen Männern auf sich aufmerksam machen (das mit Flavio Briatore haben wir ihr längst verziehen.)
4. Wie Eckhard von Hirschhausen so schön sagt: Was mit einem Model in der Maske gemacht wird würde jeden Gebrauchtwagenhändler in den Knast wandern lassen. Sprich: Schminke, Hairstyling und entsprechende Kleider machen viiiel aus. Nicht zu vergessen: die Nachbearbeitung. Irgendwie tröstlich.
5. Wirklich interessant für uns Mode-Interessierte: der Einblick in den Back-Stage-Bereich.
6. "GNTM" liefert Stoff für Small Talk unter Frauen

Und für alle die a) gern selber Models geworden wären, b) Models beneiden oder c) einfach bloss etwas schadenfreudig sind:

7. Neid wird zu Mitleid I: Beine bis in den Himmel sind auch nicht alles, wenn sie mit dem IQ einer Topfpflanze kombiniert sind.
8. Neid wird zu Mitleid II: unter 20 zu sein, ist nicht leicht. Hach, diese Proobleeme! Ganz zu schweigen von Heimweh, Pickel und Liebeskummer! Pubertät ist wahrhaft das menschliche Mittelalter (das nur diejenigen romantisieren, die es selbst nicht bewusst (sprich: zugedröhnt) erlebt haben, oder einfach ein ganz schlechtes Gedächtnis haben.)
9. Neid wird zu Mitleid III: Das Modelbusiness wird gezeigt wie es ist: Hart, schnelllebig und oberflächlich.
10. Neid wird zu Mitleid IV: Model sein macht keinen Spass. Du bist die Gummipuppe, die Leinwand, der Tonklumpen. Klar hängt dann dein Foto am Times Square, aber du hattest, ehrlich gesagt, nicht viel damit zu tun. Kann es wirklich der "Traum" einer jungen Frau sein, ihre Energie und Freizeit mit dem Einstudieren verschiedener "Posen" und dem möglichst anmutigen Stelzen auf hohen Hacken zu verschwenden? Sind wir Normalos nicht unendlich froh um unsere kurzen Beine (dicken Hintern, krummen Nasen -zutreffendes einsetzen), die zwar eine Modelkarriere verunmöglichten, aber uns die Freiheit schenkten, uns mit den viel interessanteren Dingen im Leben zu beschäftigen (wie: das Sozialverhalten der nepalesischen Meerkatzen zu erforschen, als Ärztin im Kongo gegen Aids kämpfen, Politikerin zu werden, ein Buch zu schreiben, neue Rosen züchten -zutreffendes einsetzen)?

Und warum sollte man GNTM nicht gucken?

1. weil das Fremdschämen so weh tut
2. weil die Werbeunterbrechungen nerven
3. weil GNTM eine saublöde Abkürzung ist (wie auch DSDS oder SVP)
4. weil so offensichtlich ist, wer von der Sendung wirklich profitiert und dass die Aus- und Abwahl der Kandidatinnen nicht mit deren Aussehen oder Talent, sondern mit ihrem Markt- und Zuschauerpotential zu tun hat. Widerspenstige Persönlichkeiten werden extra länger dabeibehalten, weil sie für Zündstoff unter den Mädchen und den Zuschauerinnen sorgen, sowie Futter für die Klatschhefte liefern, welche wiederum garantieren, dass die Sendung im Gespräch bleibt. (Wie lässt sich sonst erklären, dass Mädels wie Fiona, Gina-Lisa oder Giselle so lange dabei sein konnten? Und sagt jetzt nicht, ihr könnt euch nicht mehr an sie erinnern!)
5. weil man in diesen zwei Stunden, die man pro Woche vor dem TV verbringt, so viel Klügeres anstellen könnte
6. weil das ganze empfundene Mitleid mit den armen Mädels, die sich heulend in den dünnen Steckenärmchen liegen, nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass man sich gerade etwas reinzieht, das eigentlich nur den inneren Voyeur befriedigt, der heimlich schaurig gern zuschaut, wenn andere sich lächerlich machen.
7. Weil die Gastjuroren immer übler werden. Peyman war zumindest noch charakterstark und Bruce exzentrisch und schrecklich liebenswert, aber Q und Wie-heisst-er-gleich sind doch nur noch Statisten.
8. Weil beim Betrachten der schlanken Schenkel und flachen Bäuche -Gründe 1.6 -1.9. hin oder her- die Schokolade nicht ganz so gut schmeckt wie sonst.
9. Weil man nie wirklich weiss, was jetzt echt ist und was gestellt, im Zweifelsfall aber letzteres annehmen muss.
10. Weil trotz aller gegenteiligen Bezeugungen der Juroren die Persönlichkeit der Mädchen nicht zählt. Nur ein stummes Model ist ein gutes Model. Wehe, es wagt es einmal eine, sich zu wehren oder zu widersprechen! Siegerin ist, wer sich am willenlosesten formen lässt. Eigene Ideen sind nicht gefragt. Ob mit Schlangen, Spinnen oder ekligen Essensresten dekoriert, ob in Eiseskälte oder sengender Hitze, hauptsache der Gesichtsausdruck stimmt.
Die Sendung sollte mit einer Warnung und einer Altersbegrenzung daherkommen, denn Frauenfeindlicheres kann man heranwachsenden Mädchen kaum vermitteln.

Und dennoch werden wir auch nächsten Donnerstag wieder vor der Glotze hängen, einfach weil es Spass macht, mit der eigenen Lieblings-Kandidatin mitzufiebern und zu beobachten, wem es gelingt, möglichst lang (und würdevoll) durch die Sendung zu staksen.

Das war eben Grund Nummer 11 für das Schauen von GNTM. Und 12: Es dauert ja nur 17 mal. Die restlichen 35 Donnerstagabende kann man dann immer noch mit Sinnvollerem verbringen.

Na, welches ist deine Favoritin?

Sonntag, 14. März 2010

Sunday



Na was macht man am besten, wenn man den blöden Winter so richtig RICHTIG über hat? Man feiert ihn, an diesem, hoffentlich bis im nächsten November letzten, saukalten Sonntag. Wie? Mittels Anziehen eines Gute-Laune-Ringel-Shirts (von BIG), Einkuscheln in eine warme Fell-Decke, und dem Lesen von erstklassiger Eskapismus-Literatur: Walther Moers: Die 13 1/2 Leben des Käpt`n Blaubär. Dazu empfiehlt sich das Knuspern von selbstgebackenen Schoggi-Guetzli und eine heisse Tasse Tee (etwa "White Dragon" Weisstee mit Lichee und Pfingstrosenblüten) und Musik der Mensch-gewordenen-Schmusedecke Norah Jones. Da kann es doch ruhig noch ein paar Tage kalt bleiben. Etwa drei. Oder zwei.

PS: Während ihr hoffentlich meinen Ratschlag befolgt, werde ich versuchen herauszufinden, weshalb dieses Foto etwas überbelichtet ist, ich demzufolge fotografie-technisch immer noch etwas unterbelichtet... Blende kleiner machen? Belichtungszeit verkürzen..?

Donnerstag, 11. März 2010

L`enfer c`est les autres




Die Schweiz ist vermutlich das Land mit dem besten Öffentlichen Verkehrsnetz weltweit. Wäre das hier ein journalistischer Text, würden jetzt ein paar Zahlen, Daten und Fakten folgen. Etwa: Wegen der fortschreitenden Periurbanisierung benützt jeder zweite Schweizer im Schnitt zweimal täglich mindestens ein öffentliches Verkehrmittel blablabla. Das hier ist aber kein journalistischer Text. Und ausserdem habe ich keine Lust, jetzt stundenlang auf SBB und admin zu recherchieren...
Ich kann nur sagen, dass wohl die meisten Leser dieses Blogs regelmässig ÖV benützen und sich daher angesprochen fühlen werden, wenn ich sage: Mag sein, dass wir ein gutes Netz haben, dennoch verkommt das Reisen mit ÖV, besonders in der S-Bahn immer öfter zum Spiessrutenlauf. Ich sage nur: "L`enfer c`est les autres."

Die 10 wichtigsten Dinge für ÖV Benützer sind nebst dem gültigen Billet also folgende:

1. Black Berry oder iPhone (um den optimalen Fahrplan, Anschlüsse und allfällige Verspätungen zu eruieren)
2. Rollschuhe oder Trottinet (um auch sicher den Anschlusszug oder -bus zu erwischen)
3. Hygienetücher und Mini-Staubsauger (um den Sitzplatz, so man denn einen gefunden hat, zu reinigen)
4. Knoblauch oder Polizei-Absperrband (um eigene Intimsphäre zu gewährleisten)
5. Klappstuhl (falls man keinen Sitzplatz findet)
6. Klettergestältli und Karabiner (um sich in den neuen Rüttelzügen zu sichern, besonders Empfindliche sollten auch an Kotztüte denken)
7. Ohropax oder, noch effektiver, Militär-Gehörschutz (um nerviges Teeniegenöle oder "Gebresten"-Austausch von Rentern auszublenden)
8. Anspruchsvolle Literatur (um sich vor akuter Verblödung durch Gratiszeitungen zu schützen)
9. Pfefferspray, Kampfhund oder schwarzer Gurt im Karate (zur persönlichen Sicherheit)
10. Regenmantel oder Ersatzkleider (falls man sich auf Kebap-Saucen-Fleck setzt, oder noch schlimmer, von einem Betrunkenen angespeit wird)

Und optional: Ellbogen-Spikes oder ein Motto-Shirt mit der Aufschrift: "Mä laat d Lüüt zerscht uusstige!"

Mittwoch, 10. März 2010

Hoch lebe die Prokrastination!



Hatte ich mich erst kürzlich damit abgefunden, erwachsen zu sein, komm ich heute nicht umhin, mich mit dem Begriff "Frühvergreisung" anzufreunden. Denn mit keinem anderen Begriff lässt sich meine heutige Aktion besser bewerten.
Erklärend muss man vielleicht wissen, dass ich finanziell eher auf Geissenblümchen als auf Rosen gebettet bin. Daher muss ich mich, wenn ich Langeweile habe, in erster Linie kostengünstig unterhalten. (TV gucken kommt dabei nur im äussersten Notfall in Frage. Ey, ich bin vielleicht frühvergreist, aber noch nicht dement!) So verbrachte ich heute also erst ein paar glückliche Stunden damit, Luftpolsterfolie-Bläschen zu zerplatzen, eine Flotte Papierschiffe aus dem Wirtschaftsteil der NZZ zu falten und ein bisschen zu lesen. Die Lektüre war interessant, wenn auch ein bisschen beunruhigend: Amaranth wurde schon von den Inkas und Azteken als Wunderkorn verehrt, das übernatürliche Kräfte verleiht verkündete meine Müeslipackung. Ich überprüfte kurz, ob ich in der Zwischenzeit übernatürliche Kräfte bekommen hatte, konnte aber nichts Aufregendes feststellen. Weder gelang es mir den Küchentisch anzuheben, noch schwebte ich beim Sprung vom Tisch durch die Stube. Glücklicherweise verspürte ich auch nicht die geringste Lust, meiner Nachbarin das Herz bei lebendigem Leib rauszureissen und es dem Sonnengott zu opfern, obwohl ich schon eine ganze Menge des Inka-Amaranth-Müslis gegessen hatte. Bevor ich doch noch auf dumme Gedanken kommen konnte, beschloss ich, endlich mal was Sinnvolles zu tun. Auf meiner To-Do-Liste hiess es: "Steuererklärung machen!" Och nö.. "Text über Aquarell-Maler schreiben!" Näh. "Küchenboden wischen!" stand da nicht, aber das konnte ich beim Blick darauf deutlich sehen. Aber auch das gelüstete mich nicht sonderlich.
Deswegen konsultierte ich doch noch mal die Liste. "Stoff rauchen!" hiess es da noch. Hä? Ah, "brauchen". Nun, vor ewigen Zeiten hatte ich mal in einem Anflug von unausgereifter Kreativität weisse Seide gekauft. Etwa drei Meter. Ohne genauen Plan, einfach weil sie mir so gefiel. (Zum Thema Was-hab-ich-mir- dabei-bloss-gedacht-Käufe könnte ich einen eigenen Post schreiben. Ich bin einfach nicht spontan. Ich bin schon fast entscheidungsbehindert. Darum entpuppen sich meine Spontankäufe so oft als Irrtum.) Aber die Seide war so schön und so grauenhaft teuer gewesen, dass ich wirklich verhindern wollte, dass sie in meinem Kellerverlies den Schimmeltod sterben musste.
Ich setzte mich also an die Nähmaschine. Leider sind meine Nähkenntnisse eher rudimentär. Diplomatisch ausgedrückt. Obschon einer meiner Traumberufe mal Modedesignerin gewesen war. (Ironischerweise setzte der Handarbeitsunterricht dem ein abruptes Ende. Sagen wir einfach mal, ich stellte mich nicht sehr geschickt an. Ja, ihr lacht jetzt. Aber Nadeln und Faden bieten sich geradezu an für Unfälle. Und ich baute wirklich jeden. Meine Handarbeitslehrerin war eine Arme. Wie auch mein Sportlehrer, so nebenbei bemerkt, aber das ist ein anderes Thema.)
Was macht man also mit drei Meter weisser Seide und null Talent?
Tja. Man näht Kissen. Sollte doch ganz einfach sein, ja? Quadratisch, praktisch, gut? Pustekuchen. Ich verbrachte Stunden damit, zu stecken, heften, die Maschine einzurichten, wieder aufzutrennen, Schweiss und Blut flossen schon fast in Strömen, als die Kissen endlich das Licht der Sofalampe erblicken durften. Meine Frustrationstoleranz war ganz schön gefordert.
Übrig blieben eine ganze Menge Stoffstreifen. Ich hatte ja auch unbedingt noch einen Reissverschluss einnähen müssen und beim Ausprobieren nochmal einiges an Stoff ruiniert.
Aber auch die wollte ich nicht wegwerfen. Und so nähte ich daraus... Lavendelsäckchen. Beim Graben im Keller war ich nämlich auf eine weitere Projektleiche gestossen: getrockneten Lavendel vom letzten Sommer.
Also: einen ganzen Tag damit verbracht, Sofakissen und Lavendelbeutelchen zu nähen. Frühvergreist oder was?
Zumindest konnte mich auf meinen Lorbeeren gemütlich ausruhen. Und keine Motte wird sich an meinen Kashmir-Pullis gütlich tun. Ok, ich hab keine Kashmir-Pullis. Aber ich fürchte ständig, dass allfällige Motten so stocksauer werden, wenn sie keinen Kashmir finden, dass sie sich aus Rache an meinen Wollpullis oder Baumwoll-Shirts, oder -schluck- meinen Schuhen vergreifen! But fear no more! Dank den tollen home-made Bio-Lavendelsäckchen, lovingly hand-crafted by the frühvergreist, but still surprisingly talented Zidaya.
Egal. Zumindest werd ich diesen Frühling nicht im Grunge-Look auf die Strasse gehen müssen.

Donnerstag, 4. März 2010

Delicious Apple Pie Crumb Cake Muffins


Oh, wenn es etwas gibt, was mich annähernd so begeistert, wie die Kombination von Himbeeren und schwarzer Schokolade, dann ist es die Paarung von Apfel und Zimt.
Ich weiss, ich weiss, passt besser zu Weihnachten, bestenfalls zu einem bitterkalten Herbsttag. Na und? Ich hab keinen Bock so lange zu warten, bis ich diese köstlichen Muffins essen kann!

Für 12 Stück:

180 g Mehl
60 g Zucker
1 Teelöffel Backpulver
1 Teelöffel Natron
1 Teelöffel Zimt
0.5 Teelöffel Lebkuchengewürz
1 Prise Nelkenpulver
1 Prise Salz
1.8 dl Apfelsaft
0.7dl Rapsöl
1 Teelöffel Vannille Extrakt
1 kleiner Apfel (115 g) geraffelt
1 kleiner Apfel (115 g) in kleinen Würfeln

Ales Trockene, alles Nasse vermischen, dann alles zusammen mischen. In Papierförmchen in Muffinblech setzen.

Crumb-Topping:
30 g Mehl
55 g Zucker
0.5 Teelöffel Zimt
1 Prise Lebkuchengewürz
1 Prise Salz
3 Esslöffel Rapsöl

In Schüsseli mit Händen zu Brösmeli verreiben. Auf die Muffins streuen.
Bei 180 Grad ca. 22 Minuten backen.
Dabei neben dem Backofen liegen und Duft inhalieren.

Nebenbei bemerkt: Auch dieses Rezept ist von Isa Chandra Moskowitz, der New Yorker Köchin.

Mittwoch, 3. März 2010

Camera obscura



Ich lerne gerade das Fotografieren. Da ich davon etwa soviel Ahnung habe wie vom Paarungsverhalten der Kolibris und der Offside-Regel, werdet ihr verstehen, dass ich mir was Grosses vorgenommen habe. Klar hab ich schon das eine oder andere Foto geknipst, es waren sogar ein paar gute drunter. Warum konnte ich mir aber nie erklären. Nun, da ich endlich über eine gute Kamera verfüge, halte ich es für angebracht, auch den Umgang damit zu lernen. Schliesslich kauft man sich auch nicht Louboutins und trägt sie dann nicht mal zu Hause, weil man nicht damit gehen kann.

Letztes Wochenende fragte ich meinen Papa um Rat.
Begeistert holte er zu einem längeren Vortrag aus und warf mit Ausdrücken wie "ISO", "Blende" oder "Tiefenschärfe" nur so um sich. Als ich nachdenklich nickte und zustimmende Laute von mir gab, brach er ab. "Ich sehe schon, wir müssen ganz von vorn beginnen", sagte er. Und das meinte er wörtlich. Von vorne hiess: Anfang 20. Jahrhundert. Anscheinend war schon mein Grossvater ein leidenschaftlicher Amateurfotograf gewesen, der für seine ausführlichen Diashows in der Verwandtschaft berühmt-berüchtigt gewesen war. Drei Stunden und zehn Kameras später war ich völlig erledigt. Ich war nass und durchfroren (vom Schneeglöckchen fokussieren) und ich hätte schwören können, dass sich um mein linkes Auge vom stundenlangen Zukneifen neue Fältchen gebildet hatten. Aber ich wusste jetzt, dass "Rauschen" nichts mit dem Meer zu tun hatte und ein "Objektiv" nicht nur in der Grammatik wichtig ist.

Neues lernen ist schwer. Es ist anstrengend, zeitraubend und manchmal äusserst frustrierend. Ich meine, warum kann ein Knopf nicht einfach mit seiner Funktion angeschrieben sein, statt mit rätselhaften Hieroglyphen?
Aber als es mir schliesslich und endlich gelang, ein Schneeglöckchen scharf vor die Linse zu kriegen, ohne die Automatik zu benutzen, fühlte ich mich wie bei meiner ersten Velofahrt ohne Stützräder: Glücklich und unheimlich stolz.

Derzeit bin ich auf Seite 87 meiner Bedienungsanleitung. Von 389.
Drückt mir dir Daumen!

Dienstag, 2. März 2010

Grow(n) up



Als mein Liebster kürzlich mit einem Multipack Biotta-Preiselbeer-Saft nach Hause kam, dämmerte mir eine Erkenntnis. Nun, sie dämmerte weniger, vielmehr stand sie mit brutaler Plötzlichkeit, völlig unerwünscht und in kristallklarer Schärfe vor mir:

Wir sind erwachsen.

Mein Liebster, passionierter Bier- und Red-Bull-Trinker, kaufte nicht nur aus eigenem Antrieb im Reformhaus Biotta-Saft, nein, er schnappte sich gleich ein Multipack davon. Für sich, wohlverstanden. Wegen des Vitamin C, das er als Raucher zuwenig habe. Ausserdem schmecke es gut, verteidigte er sich.

Wir sind erwachsen.

Anzeichen dafür hatte es schon länger gegeben, nun da ich darüber nachdenke: Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wer sich gerade wo auf der Hitparade befindet. Er hatte sich den Nasenring entfernt und einen Mantel von Hugo Boss gekauft. Ich blieb zu meinem Entsetzen neuerdings an Kinderwägen stehen und sah mit Tränen der Rührung in den Augen auf die niiiedlichen kleinen Näschen und Händchen. Schlimmer noch, ich mache meinen Liebsten darauf aufmerksam: Ohh, guck doch maal.. Er guckt nicht nur, sondern hatte letzthin, nach der Lektüre des Zeitmagazins zum Thema Eltern-Knigge, bemerkt: "Also, unsere Kinder lassen dann nicht ihre Spielsachen in der ganzen Wohnung rumliegen!" Ich musste feststellen, dass der Kissenabdruck morgens lang und länger in meinem Gesicht sichtbar bleibt. Er überlegt sich ernsthaft, mit dem Rauchen aufzuhören und das Tattoo entfernen zu lassen. Ich entdeckte beim Ausfüllen des Wahlzettels plötzlich lauter bekannte Gesichter und Namen auf den Listen: Leute, mit denen ich in die Schule gegangen waren, kandidierten nun für den Gemeinderat. (Jaa, und ich gehe nicht nur abstimmen, sondern auch wählen!) Er meinte kürzlich, als wir ins Kino gehen wollten: "Ach lass uns doch warten, bis die DVD raus ist." Ich fing plötzlich wieder an, im Garten rumzubuddeln. Und zwar nicht, um "Superskunk" oder "White Widow" anzupflanzen.

Beide hatten wir festgestellt, dass unsere Körper sich plötzlich vehement für durchzechte Nächte rächten. Dass sie das dringende und in unserem Alter, wie ich finde, ungerechtfertigte, Bedürfnis verspüren, auch an einem Samstagabend einfach gemütlich zu Hause zu bleiben. Das letzte Mal war ich um drei Uhr früh noch wach, weil ich eine Magengrippe hatte. Und das letzte Mal um fünf Uhr morgens, weil ich vorhatte, einen Berg zu besteigen.

Neuerdings muss ich mir von meinen kleinen Schwestern sagen lassen, welches die angesagtesten Clubs der Stadt sind. Wenn ich dann genauer nachfrage, stelle ich fest, dass es dieselben sind, wie zu meiner Zeit, nur dass sie jetzt anders heissen.
Ich kann nur noch verlieren: Sag ich: kenn ich nich, bin ich öde. Sag ich: aach, das hiess doch früher..., oute ich mich als alter Sack.

Nun ja alter Sack ist jetzt vielleicht doch etwas extrem ausgedrückt. Dennoch muss ich zugeben, dass ich die 80er aus eigener Erfahrung kenne und mich daher nur noch bedingt für Schulterpolster, Leggins und wilde Farbkombinationen begeistern kann. Dass die Primarschülerinnen zu meiner Zeit noch kein Make-up trugen und alle die USA liebten. Dass die Russen die Bösewichte waren, nicht die Banker. Und ich mag mich doch noch allzugut an die Zeiten erinnern, da wir weder Internet, noch Mobiles, weder iPods noch Computergames hatten, man Vegetarier für essgestört hielt und Eltern noch mit dem Besitz einer Bravo zu schocken waren. Da die grösste elterliche Sorge nicht war, ob es der Nachwuchs an die Uni schafft und Chinesisch lernt, sondern dass er am Platzspitz landen könnte oder sich Aids holt. Es war die Zeit der Töffli-Jungs, man hörte Nirvana und Beasty Boys aus grossen Ghettoblastern, als ausgetretene Turnschuhe hip waren und XL-Karohemden.

"Mein zwanzigjähriges Ich wäre zutiefst enttäuscht von mir!" jammerte ich. Mein Liebster erwiderte: "Aber dir geht es doch jetzt so viel besser als mit zwanzig!" Da hatte er natürlich Recht. Ich kenne meinen Stärken und Schwächen. Die Zeit der Berufsfindung ist vorerst abgeschlossen. Und endlich habe ich auch die Reife gewisse Erkenntnissen zu akzeptieren:

Ich mag kein Bier. Kiffen macht mich einfach nur müde und hungrig. Ich langweile mich an Konzerten. Nicht alle Männer sind Schweine. Es ist nicht peinlich Tampons oder Kondome zu kaufen.

Ich habe mich damit abgefunden, dass ich nie, niiiiemals braun werden werde (nur rot), dass es kein Produkt gibt, welches meine Haare dicker macht und ich auch mit noch soviel Abnehmen kein schmaleres Becken kriege. Und ich respektiere, dass es mir (und den Leuten in meiner unmittelbaren Umgebung) einfach besser geht, wenn ich regelmässig esse, acht Stunden schlafe und mindestens dreimal die Woche laufe.

Auf andere "erwachsene" Sachen warte ich noch immer. Beispielsweise mag ich noch immer keinen Kaffee. Und Jazz finde ich auch immer noch so schaurig, wie als ich es das erste Mal hören musste. Ich habe es immer noch nicht geschafft, Marcel Proust oder James Joyce zu lesen, ohne einzuschlafen. Meine vor vielen Jahre beim Universum georderte Portion Selbstbewusstsein, welche mir ermöglichen würde, mich selbstsicher und eloquent in einem vollen Raum zu bewegen und gepflegten Small-Talk zu betreiben, ist noch immer nicht eingetroffen. Und ich kann auch noch immer nicht verstehen, warum die Menschen nicht einfach friedlich zusammenleben können.

Zudem hege ich heute noch eine sehr kindliche Begeisterung für Animationsfilme, Lagerfeuer, Osterhasen, Glimmer, Tüllröckchen und Karussels.

Und ich weiss noch immer nicht wie die korrekte Mehrzahlform für Karussel lautet. Karusselle? Karusseller?

Beruhigend, irgendwie.

All is not lost.

Montag, 1. März 2010

Abstimmung!


Ratet mal was das kleine süsse Hündchen denkt...

"Hilfe, ich will meinen Anwalt sprechen!"

Dieses Wochenende ist Abstimmung! Auch wenn wir in der Schweiz eines der besten Tierschutzgesetze haben, auch wenn man Tierquälerei damit nicht verhindern kann, auch wenn wir in Zürich bereits einen Tieranwalt haben, auch wenn der zugegebenermassen nicht besonders sympathisch ist:

Stimmt für die schweizweite Einführung von Tieranwälten!

Frühling lässt sein blaues Band...



Hurra, hurra der Frühling ist da! Erste schüchterne Vorboten sind zumindest in meinem Garten zu beobachten. Das lange Warten, bald zu Ende! Meine Wildlederstiefel klappern schon ungeduldig mit den Absätzen, die Sommerkleidchen rascheln mit den Ärmeln, sogar das Bikini wagt bereits aufzumucken.



Jaja, ich weiss, erst kommt noch die Zeit der Graupelschauer, der Windböen, der überraschenden Wetterumstürze, der Schafskälte, der Eisheiligen und allen anderen Schweizer-Wetter Widrigkeiten. Dennoch, der Winter, der hat bald ausgedient. Falls er anderes vortäuschen will, soll er gefälligst auf den Kalender gucken.