Dienstag, 15. März 2011

Frühling, Frühling



Was hat es eigentlich mit dem Frühling auf sich? Wie macht er es, dass in den Monaten März bis Mai alle verrückt spielen? Sich verlieben - in einen Menschen, in ein Kleid, in ein neues Auto? Nach monatelanger Lethargie plötzlich voller Saft und Kraft aus ihrem Sofa-TV-Sumpf tauchen und glauben, die Welt neu erfinden zu können?

Auch mich überkommt jeden Frühling eine gewisse aufmüpfige Unvernunft, die es mir schwer macht, mich bei Sonnenschein in einem Gebäude aufzuhalten, die mich raus an die frische Luft zieht, die macht, dass ich gerüschte Tupfenkleider und Ballerinas kaufen, dass ich die Schule schwänzen und mit einem Ghettoblaster, ein paar Jungs und Mädels und einem Ten-Pack Bier am Waldrand am Feuer sitzen will, bis es dunkel wird. (Es ist eines der Zeichen des zunehmenden Alters, wenn man beginnt, die Zeiten zwischen 15 und 20 zu verklären...)



Nun, da ich, bei Tageslicht betrachtet, in Ballerinas und Tupfenkeider einfach lächerlich aussehe, dazu stehe, dass ich kein Bier mag, die Jungs und Mädels von damals Eltern, Unternehmer, Ärzte (oder sonst wichtige, beschäftigte Menschen) sind und es, glaube ich, auch keine Ghettoblaster mehr gibt, (heute hören die Jugendlichen Musik aus kleinen bunten i-Pods, was meiner Meinung nach viel viel weniger cool aussieht) kompensiere ich den frühlingssehnsüchtigen Drang mit möglichst viel Bewegung.

Und wenn ich davon müde bin, grabe ich mich bis zu den Ellenbogen in die dunkle Erde.

Mit fast schon kindlicher Begeisterung begrüsse ich jedes neue Blümchen, jedes frische Blättchen, jede sich öffnende Knospe im Garten: Schneeglöckchen! Krokus! Winterlinge! Primeln in allen Farben, im Garten verstreut wie Konfetti nach der Fasnacht. Und dann: Waldanemonen! Schlüsselblumen! Huflattich! Und heute früh: endlich die erste offene Blüte an den Forsythien vor meinem Küchenfenster.

Die Realität schmilzt wie Schnee an der Sonne. Nun kann ich nicht mehr zum Einkaufen geschickt werden, weil ich statt mit WC-Papier und Milch mit Gartenerde und Saatkartoffeln beladen heimkehre. Wenn ich nicht gerade durch den Wald laufe, zeichne ich eifrig Pläne, wie der Garten umgestaltet werden könnte.
Prüfungen? Noch weit weg. Aufträge? Deadline noch fern.
The real world? Not interested right now, thank you very much.



Dass die "Giardina" vor der Tür steht und BBC HD nun wieder "Gardeners World" ausstrahlt (neu wieder mit dem Bio-Gärtner Monty Don), macht die Sache auch nicht besser.

Ich bin dann mal draussen...

1 Kommentar:

  1. einfach genial! ich liebe Deinen Blog- Du schreibst mir aus der Seele... weiter so! ich will meeeeehr ;-))

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