Montag, 13. Dezember 2010

Geschenktipps



Geschenke, Geschenke, Geschenke...

Derzeit scheinen ja Hinz und Kunz zu wissen, was man seinen Liebsten am Heiligen Abend am besten unter den Baum legen soll.

Die FAZ und die Neue Zürcher Zeitung empfehlen in ihrer Stilbeilage "Z - Die schönen Seiten" etwa den Füllfederhalter "1010 Chrono Sport" von Caran d`Ache für 11`900 Franken. Auch eine nette Damenuhr mit dem an ein Hygieneprodukt erinnernden Namen "Ladymatic" von Omega, aus Rotgold mit Diamanten und Perlmutterzifferblatt (Perlmutter?) für 32`700 Franken wird vorgeschlagen. Nicht ganz in Ihrem Budget? Vielleicht lieber ein Parfum? Zum Beispiel von Clive Christian "No 1 for Men" für den Spottpreis von 1160 Franken?

Da wir ja nicht ganz alle Ölscheichs, Manager und "Entscheider" sind, halten wir uns doch lieber an die Tipps des Gratisheftlis "Friday", das sich an ein urbanes Publikum zwischen 15 und 25 Jahren richtet, also an Schüler, Studenten und Lehrlinge. "Friday" empfiehlt etwa Lederhandschuhe von Hermes. Für knapp 900 Franken das ideale Geschenk für die beste Freundin, findet die Redaktion. Nein? Vielleicht lieber ein krass-gepimpter Designer Feuerlöscher für 1300 Franken? Ein unverzichtbares Accessoire in jeder WG! Da nehmen wir doch lieber die I-Pad-Hülle aus feinstem Leder, von Prada, für 240 Franken wirklich ein Schnäppchen. Setzt allerdings voraus, das man ein I-Pad hat. Wer also lieber "nu öpis chlises" schenkt, dem wird ein ganz herziges Mini-Louis-Vuitton-Täschli, total originell in Form eines Schlüsselanhängers, ans Herz gelegt. Auch das ganz günstig: 355 Franken! Für einen Schlüsselanhänger doch glatt geschenkt!

Toll, nicht, was die einem an Arbeit abnehmen!
Für alle die auch nach dieser Lektüre nicht wissen was sie schenken wollen, habe ich hier meine eigenen Geschenktipps auf Lager. Was die können, kann ich schon lange...

Hiermit lanciere ich also:
Zidayas Geschenktipps

Und für einmal meine ich das ganz ernst!

Für das tierliebende Gotti- oder Göttikind:
Statt einem armen Meersäuli, das nur die ersten drei Tage für Begeisterung sorgt und dann die nächsten drei Jahre im stinkigen Kleinst-Käfig vor sich hin vegetiert, lieber eine Tierpatenschaft eines Bio-Bauernhof-Tieres, das erstens einer alten Rasse angehört, mit der Patenschaft also auch für einen guten Zweck gespendet wird und zweitens jederzeit besucht werden kann.
Wer die Kids mehr involvieren möchte, dem empfehle ich ein Schmetterling- oder Marienkäferli-Aufzuchtset.
Wobei...jetzt mitten im Winter vielleicht keine so gute Idee. Spart euch das für den Geburtstag des Kinds.

Für die esoterisch angehauchte Tante:
Statt teurer Grosskonzerne-Markenkosmetika, die voller der Haut nicht unbedingt zuträglicher Inhaltsstoffe sind, die erst noch grösstenteils an Tieren getestet wurden, lieber kleine, umwelt- und hautfreundliche Produktelinien unterstützen: etwa die kleine Schweizer Bio-Kosmetik-Produzenten von Aiomyth. Dank schönen, in geschützten Werkstätten hergestellten Kirschholzdeckeln und Glasbehältern sehen die Produkte nicht nur hübsch aus, sondern sind erst noch plastikfrei und können wiederaufgefüllt werden. Ayomyth verzichtet zudem auf Tierversuche. Tatsächlich soll das Glas durch seine violette Färbung und seine Reinheit auch noch irgendwie in Zusammenarbeit mit Sonnenlicht den Inhalt so energetisch aufladen... Nuuun, wer dran glaubt - mir reichte bereits der erste Teil der Infos vollkommen, um vom Produkt überzeugt zu sein. Riechen tut es auch noch gut.

Für die haarigen Männer in der Familie:
Ein schönes Rasierset, bestehend aus Pinsel, Seife und Rasiermesser!
Wobei, im Zuge meiner Ent-Plastifizierung und generellen Umweltfreundlichermachung unseres Haushalts schlug ich ein solches meinem Liebsten als stylishes Bartstutz-Accessoire vor, das weder wegwerfbar ist noch Strom braucht. Erst war er begeistert, als er aber nach einigen Recherchen feststellen musste, dass das Rasieren mit einer tödlichen Waffe nicht so ganz einfach ist, hat er nun beschlossen, seine Gesichtsbehaarung einfach wachsen zu lassen.
Hm. Vielleicht lieber ein Bio-Gemüsekisten-Abo für den Hobby-Ivo-Adam, damit er sich in der Küche so richtig austoben kann?

Für die Schwester, die immer alles selber machen will:
Ein Selber-näh- oder Selber-strick-Set von der Schweizer Jungdesignerin Susanne Wadsack und ihrem Label pret-a-faire. Hier wird alles mit genauer Anleitung fixfertig geliefert, dann kann man sich gleich ans Werk setzen.

Für die Tante, die immer gern eins über den Durst trinkt:Leckeren leckeren Blütensekt! Aber weil wir ja ihre Sucht nicht noch fördern wollen, behalten wir den lieber gleich für uns selbst und schenken ihr lieber Sirup. Zum Beispiel von Puris,Swiss Alpine Herbs oder Biofarm.

Für den renitenten Cousin:"
The Guerilla Art Kit : Everything you need to put your message out into the world For fun, non-profit, and world domination" von Keri Smith. Der lange Titel dieses kleinen Buchs sagt also schon fast alles. Man findet darin unter vielem anderen auch die Anleitung für den Bau einer "seed-bomb". Cool. Bestellen kann man es etwa hier.

Für...eigentlich jeden:
Die DVD-Serie von BBC: "The Earth" mit atemberaubend schönen Aufnahmen aus so ziemlich jeder Ecke unseres Planeten. Extrem eindrückliche (menschenfreie) Tier- und Landschaftsszenen, die uns in Erinnerung rufen, was wir mit unserem Verhalten aufs Spiel setzen. Save the planet!

Und wer jetzt IMMER noch nichts gefunden hat, dem empfehle ich Dawanda. Die Seite, auf der motivierte Jungdesigner, Selbermacher und andere Kreative ihre Sachen feil halten. Garantiert mit viel Liebe in deutscher/schweizer/österreichischer Handarbeit hergestellte Sachen. Und erst noch keine Massenware!

Schenken oder nicht schenken, ist in vielen Familien die Frage, wenn die Kinder erstmal erwachsen sind.
Nichts schenken? Denn eigentlich haben wir ja alles und überhaupt, dieser Stress und der Konsumwahn und die Grossmama beteuert sowieso nichts zu brauchen und die Schwester weiss eigentlich gar nicht so genau, was sie sich wünscht und der Onkel hat doch wegen der schlimmen Scheidung ein knappes Budget und der Bruder vergisst sowieso immer, dass überhaupt Weihnachten ist und sowieso ist ja das Zusammensein das Wichtigste und die Tradition aufrechtzuhalten und darum lassen wir doch das Schenken dieses Jahr sein!
Ha! Mir muss erst mal eine Familie gezeigt werden, die wirklich ganz auf die Schenkerei verzichtet!
Meistens ist es dann doch so: man geht also unbeladen und ungestresst zum Fest, zu dem die Keine-Geschenke-Regel abgemacht wurde und freut sich auf einen Abend, an dem man sich nicht künstlich über übelriechende Duftkerzen freuen muss, oder schauen muss, wie andere sich künstlich an den selbstgebackenen Guetzli und hausgemachter Confitüre freuen, obwohl sie doch gerade auf Diät sind, und erhält dann doch den ganzen Abend da und dort was zugesteckt. "Aber, wir haben doch abgemacht..." empört man sich. "Ja ich weiss", druckst dann die Grossmama oder die Schwester herum (es sind ja meistens die weiblichen Familienangehörigen, die sich im voraus am lautstärksten für einen geschenkfreien Abend aussprechen, dann aber romantisch wie sie sind, partout nicht an die Keine-Geschenke-Regeln halten wollen), "aber es ist doch Weihnachten und ich ha dänkt, weisch, nu öpis chlises!" Man bedankt sich dann verlegen und fühlt sich den restlichen Abend schlecht, weil man selbst niemandem was mitgebracht hat.

Eine andere mir bekannte Familie hat ausgemacht, dass jeder nach dem unsäglichen "Wichtel-Prinzip" ein einziges Geschenk mitbringt, das höchstens fünf Franken kosten darf. Jedes Jahr muss ich die Qual und Pein miterleben, welche die Suche nach einem spottbilligen und doch netten Präsent mit sich bringt, noch dazu, wenn man beim Kauf nicht weiss, wer das Geschenk dann erhalten wird.

In unserer Familie haben wir vor einigen Jahren ganz pragmatisch und äusserst erfolgreich Wunschlisten eingeführt: Die Wünsche werden möglichst genau formuliert, teilweise gar mit Fotos, Preis und Angaben zum entsprechenden Geschäft versehen und dann als Rundmail verschickt.
An Weihnachten lässt man sich dann überraschen, von wem man was bekommt. So kriegt jeder, was er wirklich möchte und brauchen kann und die Schenkenden können sich mit einer individuell zusammengestellten und auf das Budget abgestimmten Einkaufsliste auf den Weg in die Stadt oder den Cyberspace machen.
Etwas schwierig ist jeweils die Koordination, wer denn jetzt wem was schenkt. So wurde ich eines heiligen Abends gleich mit drei schwarzen Wimperntuschen beglückt und der Herr Papa versank knietief im Marzipan.
Aber von solchen Sachen kann man ja ohnehin nie genug haben, oder?

PS: Das Thema Verpacken packen wir ein anderes Mal an.
PPS: Auf dem Bild übrigens Seife von aiomyth, meine empfohlenen Bücher, und ein Schal von pret-a-faire, vom meiner allerliebsten Grossmama für mich gestrickt.

1 Kommentar:

  1. Haha, köstlich deine Erörterung der Friday-Geschenktipps! Da ziehe ich deine Geschenktipps bei weitem vor!

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